Ein deutsch-französisches Theaterprojekt
Kooperation KULA Compagnie (DE) & Instant MIX (FR)
Texte | Julie Paucker, Anne Bérélowitch (Stückentwicklung, basierend auf in der Probe entstandenen Texten) |
Zweisprachige Version | Isabelle Rivoal, Julie Paucker, Anne Bérélowitch |
Regie | Anne Bérélowitch |
Dramaturgie | Julie Paucker |
Médée / Martha Biberkopf | Isabelle Rivoal |
Jason / Julien Ribel | Romaric Séguin |
Martha Biberkopf hat in Ihrem Leben alles gesehen. Innerhalb der patriarchalen Strukturen des deutschen Stadttheaters hat sie es gegen alle Widerstände geschafft, eine berühmte Regisseurin zu werden. Die metoo-Debatte begrüsst sie, findet sie aber verspätet und etwas unterbelichtet. Wieder einmal auf der Bühne stehen, allein und in Eigenregie, das ist ihr Traum und bereits im Vorfeld die Sensation der Theaterpresse. Aus ihrer eigenen Theaterbiografie heraus gibt es dafür nur Heiner Müllers „Medea Material“. Medea. Die kontroverseste weibliche Theaterfigur der abendländischen Literatur überhaupt: Medea die Kindsmörderin, die Barbarin, die emanzipierte Frau, die Rebellin, das Opfer, die Zaubererin, die Geflüchtete, die Feministin.
Marthas Abend soll ein Monolog werden. Jedoch braucht sie ein stummes Gegenüber, ein männliches Wesen, eine weitere Präsenz auf der Bühne – sie entscheidet sich, einen Tänzer zu engagieren. Und sucht bei einem Casting den jungen Franzosen Julien aus, er ist hübsch und erstaunlich beweglich. Julien hat die Tatsache, dass er kaum deutsch spricht, geschickt vertuscht, es schien auch nicht darauf anzukommen, da er ja nur als Köper funktionieren soll. Julien stört das nicht, er kann aus jeder Aufgabe eine Herausforderung machen. Im Windschatten Marthas begibt er sich auf eine Bewegungsreise in die Welt von Jason und Medea.
Martha vertieft sich in ihren Text und merkt: was zuerst modern schien, ist in Wahrheit reaktionär. Also wird sie sich in einen Streit begeben mit diesem Autor und mit dieser ganzen Generation von Männern, die alles über Geschlechterverhältnisse zu wissen scheinen und glauben, dass sie, indem sie das Unrecht der Unterdrückung der Frau als tragische Notwendigkeit beschreiben, der Emanzipation einen Gefallen tun würden.
Me.Médée erzählt den Verlauf der ersten Probe, auf der Martha und Julien alleine sind. Im Laufe einer Nacht begegnen die beiden sich als Regisseurin und Spieler, als Deutsche und Franzose, als Frau und Mann unterschiedlicher Generationen, als Körper und als Sprachen auf er Bühne, als Vertreterin und Vertreter unterschiedlicher Spielstile und Theatertraditionen. In der Begegnung wird sich Marthas Stückkonzeption radikal verändern.
Me.Médée ist ein unterhaltsamer mehrsprachiger Theaterabend über die Schwierigkeit, aber auch die Chance, inmitten fundamentaler Infragestellung von Theaterstrukturen, Rollenverständnissen und Spieltraditionen die grossen Geschichten der Mythologie neu zu erzählen.
Der Umgang mit zwei innereuropäischen Sprachen, die eine lange Geschichte der Nachbarschaft, der Feindschaft und der Freundschaft verbindet, steht für die Utopie der Verständigung über alle Differenzen hinweg.
Residenzen/Spielorte: La Maison Jacques Copeau, Pernard-Vergelesses, Bourgogne (FR), La Guillotine, Paris-Montreuil (FR), Kulturhaus Helferei, Zürich (CH), Spreehalle Berlin (DE)